Dorf-, Burg- und Mühlenfreunde Lage e. V.

 

 

Dorfabend 2011

 

 

 

Etwa 120 Besucher waren der Einladung der Dorf-, Burg- und Mühlenfreunde Lage zum diesjährigen Dorfabend am vergangenen Montag gefolgt. Nach einem zünftigen Grünkohlessen “met Mettwoast un Fläis” berichtete Henk Kamp über die wechselvolle Geschichte des Hauses Breckelenkamp. 

 

  Henk Kamp erläuterte die Geschichte des Hauses Breckelenkamp

 

 

Kamp hat vor einigen Monaten gemeinsam mit Matthijs Wanrooij das Buch „Een korte tijd van glorie“ herausgebracht. Damit ist vor allem der Zeitabschnitt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gemeint, als das Haus Breckelenkamp unter Gerard Adolf Bentinck (1616 – 1678) zu einem bedeutenden Adelssitz ausgebaut wurde.  Die Familie Bentinck war katholisch und Gerard Adolf mit dem münsterschen Bischof Bernhard von Galen („Bommenbernd“) verbündet. Der Bischof versuchte, auch unter Einsatz von Gewalt die Reformation im nördlichen Westfalen, in der Grafschaft Bentheim und in der Twente zurückzudrängen.

 

Der damalige Bentheimer Graf Ernst Wilhelm legte 1668 in Coesfeld das katholische Glaubensbekenntnis ab. Unter anderem dem Widerstand der Gräfin Gertrud, die ihre vier Kinder nach Holland bringen ließ, soll es zu verdanken gewesen sein, dass die Grafschaft schließlich doch beim reformierten Bekenntnis blieb, während Ootmarsum, Breckelenkamp-Lattrop und Oldenzaal bis auf den heutigen Tag mehrheitlich katholisch sind.

 

Religiöse und wirtschaftliche Gegensätze brachten die Besitzer des Hauses Breckelenkamp immer wieder in Konflikte mit dem Haus Twickel, dem seit 1642 das Gutsdorf Lage gehörte. Unter den Nachfolgern des Gerard Adolf Bentinck nahm die Bedeutung des Adelssitzes Breckelenkamp ab,  Gebäude und Anlagen des kleinen Wasserschlosses verfielen. Anfang des 19. Jahrhunderts kam es schließlich zur Zwangsversteigerung.

Vermutlich 1812 kaufte Johan Henrik Zegers, in der kurzen französischen Zeit „Maire“ (Bürgermeister) von Neuenhaus und Lage, das Gebäude. Er ließ erhebliche Teile abreißen und den Rest sanieren. Zegers war der Sohn des Richters und Rentmeisters Henrik Zegers, der Lage im Auftrag des Hauses Twickel verwaltet hatte. An ihn erinnert in Lage heute das Wohngebiet „Zegers Höfte“. Johan Henrik Zegers hatte in Zwolle eine juristische Ausbildung genossen, sprach fließend französisch und geriet zunehmend in Gegensatz zu Twickel. 1813 wurde er als Rentmeister entlassen, blieb aber danach noch mehrere Jahrzehnte Bürgermeister von Lage. Seine Mutter lebte in der „Liesenburg“ im Lager Ortskern.

 

Johan Henrik Zegers starb 1863. Danach bewohnte seine Tochter Heloise Backer van Leuven, die früh verwitwet war, das Haus Breckelenkamp. Vater und Tochter sind nebeneinander in der Nähe des Hauses beigesetzt. Haus Breckelenkamp kam Anfang des 20. Jahrhunderts in den Besitz von Twickel, bis es schließlich 1941 an die Familie van Heek verkauft wurde, die es zu einer Jugendherberge umbauen ließen.

Für die Besucher des Dorfabends war vor allem eine „Boerderijlijst“ aus dem Jahr 1664 interessant. Darin sind die meisten der heute im Brecklenkamper Gebiet bestehenden Bauernhöfe schon vor 350 Jahren namentlich erwähnt. Außerdem wurde eine Zeichnung präsentiert, die Aufschluss über das wirkliche Aussehen der Burg Lage vor der Zerstörung im Jahr 1626 gibt. Von der Burg waren bisher nur Phantasiedarstellungen bekannt.  

 

 

Die "Heemnoabers" aus Ootmarsum trugen Lieder und Texte vor

 

Zum Schluss der Veranstaltung trugen Mitglieder der „Heemnoabers“ aus Ootmarsum Lieder und Texte in Twenter Platt vor. Auch dadurch wurde den Besuchern noch einmal vor Augen geführt, wie eng die Lebensverhältnisse diesseits und jenseits der Grenze verwoben sind.